Goodbye, yellow brick road
Nach 10 Jahren queeres Radio habe ich mich entschieden, mich vom Radiostudio zu verabschieden. Am 19. Dezember läuft meine letzte reguläre Sendung auf RaBe. Ein kleiner Rückblick.
Aller Anfang...
Ich kann mich noch gut erinnern. Es war 2010 und ich war vollkommen im Aktivismus drin. Was genau ich gerade am pröbeln war und warum mich Moderator Daniel R. Frey eingeladen hat - ich bin mir nicht mehr sicher.
Jedenfalls waren es tolle 2 Stunden die ich - zum ersten Mal im Leben - in einem echten Radiostudio verbringen durfte.
Nach der Sendung dann noch ein bisschen Nachgespräch. Irgendwie kam das Thema Radio machen auf. Klar, kann ich mir auch mal vorstellen. Das war der Anfang einer tollen Zusammenarbeit.
Der Plan war klar: gayradio soll es auch in der Zentralschweiz geben. Moderiert von mir.
So traf ich mich also mit Menschen vom Jugendradio RadioIndustrie um eine mögliche Sendezeit auszumachen.
RadioIndustrie war gerne bereit, mir den Samstag von 15-17 Uhr zur Verfügung zu stellen. Zuerst aber sollte ich eine Testsendung machen.
Am 15. Januar 2011 ging gayRadio Zug über den Äther. Meine erste Gästin war Alexandra "Aleksz" Zvekan.
Als ich dann 2013 nach Bern zog, übernahm ich vermehrt Sendungen auf RaBe und als das Pendeln zwischen Bern und Zug nicht mehr machbar war, wurde der zuger Ableger... abgelegt.
Fortan war ich Moderator bei gayRadio Bern.
Menschen von hier und da - in verschiedenen Rollen.
In den 10 Jahren On Air durfte ich unglaublich viele spannende Menschen kennenlernen. Musiker:innen, Schauspieler:innen, Aktivist:innen und oftmals auch Menschen wie du und ich.
Das war mir wichtig; nicht nur denen eine Plattform zu bieten, die sich schon selber Platz nehmen, sondern auch denen, die man eben noch nicht kennt, die aber genauso was zu sagen haben.
Als es darum ging, 2019 die Sendeleitung neu zu besetzen war ich bereits 8 Jahre dabei und ich fühlte mich bereit, diesen Posten, zusammen mit dem wunderbaren Alex Meier, zu übernehmen. Es folgten einige kleine und grosse Veränderungen. Meine Vision war immer, dass gayRadio eine Art queeres Medienhaus ist. Denn wir waren lange eines der wenigen queeren Sprachrohre, die sich auch "neuen" Themen wie Trans* und Inter* annahmen. So entstand die Idee, ein Portal zu starten. Denn das Team war divers; neben den Radiomachenden konnten wir mit Simiilila auch eine YouTuberin ins Team holen. Und schreiben konnten die meisten auch. Das Portal QueerUp.com wurde gestartet. (Beispiel im Wayback Archive). Das Portal wurde irgendwann 2020 eingestellt und wir konzentrierten uns wieder auf unsere Kernkompetenz: Radio.
Turns out: Ein Medienportal ist gar nicht so einfach am Leben zu halten ;-)
Und meine Interessen veränderten sich. Mittlerweile 30 Jahre merkte ich, dass ich mir mehr Konstante in meinem Leben wünsche.
Ein langsamer Abschied
Mit der Gründung des Vereins "QueerUp Radio" begann ich mich langsam zu verabschieden. Was mich immer mehr interessieren zu begann waren Podcasts. Und Filme. Und mein Radio-Know-How als Workshopleiter weiter zu geben. Und mich beruflich neu zu orientieren. Und das HAZ-Magazin zu gestalten.
Ich gab immer mehr an Administration ab und ins Studio zu gehen um ein lineares Programm zu gestalten machte immer weniger Spass. Und für den Spass war ich ursprünglich dabei.
Rückblickend
Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass mein Abnabeln von QueerUp Radio rascher von statten gegangen wäre. Ich wusste lange, dass es mich weiter zieht. Ich kann nicht sagen, dass ich auf der Höhe meiner Arbeit aufhöre. Das ist aber nicht weiter schlimm. Manchmal verpasst man den Moment halt.
Trotzdem fühle ich mich wohl in meiner Entscheidung. Ich freue mich, zukünftig meine Medienvorhaben mit meinem neuen Projekt ProudOutLoud weiterzuverfolgen. Mehr Infos dazu: ProudOutLoud.ch
Und für die vergangenen 10 Jahre
... möchte ich mich bei sooo vielen Menschen bedanken.
Allen voran aber beim wunderbaren Daniel R. Frey, der mir einen Platz in einer Community gegeben hat wo ich mich ausleben konnte und der sich nicht zu schade war, meine diversen Furzideen zu unterstützen. Innerhalb und ausserhalb des Radios.
Nicht zu vergessen ist Alex Meier, der immer ein wertvoller Ruhepol war und ohne den es das heutige QueerUp Radio nicht geben würde.
Und bei allen Menschen, die mich auf meinem Radioweg begleitet haben. In durchmischter Reihenfolge sind das: Ludwig, Mia, Urs, Selma, Tabea, Alex P., Peter, Henry, Philipp, Silvan und so viele Andere!
Danke!
Abschiedssendung
Am 19. Dezember moderiere ich meine letzte Sendung bei QueerUp Radio.
Im Jahres-Quartalstalk spreche ich mit spannenden Menschen über das vergangene Jahr. Und dann verabschiede ich mich noch gebührend...